aus Butzbacher Zeitung „Lokales Kernstadt“ Februar 2017
VfR-Faschingsvergnügen begeisterte beim Narrentreffen
Erstmals seit Jahrzehnten an neuer Wirkungsstätte haben Butzbachs närrische Fußballer mit tollen Ideen, viel Herzblut, Fleiß und einer sehr gelungenen Präsentation zum Motto „Beim VfR ist`s wieder soweit – Narrentreffen im Wandel der Zeit“ den bewusst gewählten Drahtseilakt zwischen klassischem Karneval und moderner Unterhaltungsshow gemeistert. Dreieinhalb Stunden hielt das bunte Treibern auf der Bühne die kostümierte Narrhallesenschar bei Laune an den restlos besetzten Tischreihen im ausverkauften Parkett der „Alten Turnhalle“, wo die die exzellenten Darbietungen auf der professionell wie dekorativ gestalteten Bühne mit reichlich Applaus und stehenden Ovationen reichlich belohnt wurden.
Ausnahmslos begeisternde Tanzformationen quer durch alle Generationen, Männerballett, Sketche zum schmunzeln und nachdenken, toller Livegesang und bemerkenswert erstmals mit dem Prinzenpaar Jochen I. und Katja I. von der KG Narrenzunft echte Tollitäten im Programm. Vom geballten Frohsinn bis zur rockigen Dance-Session – das gefiel dem vorwiegend jüngeren Publikum von Auftritt zu Auftritt immer mehr und am Ende feierte man gemeinsam im Konfettiregen aus vollem Herzen eine lange Butzbacher VfR-Nacht.. Aber auch einigen hundert Butzbacher Senioren, die bereits am Freitag den närrischen VfR erleben durften, hatte es Spaß gemacht und die Trennung vom derzeit äußerst unglücklich ohne Wirt dastehenden Bürgerhaus fiel leicht. Weniger gut kam an, dass man das Mobiliar gegen alte Tische und Stühle aus anderen städtischen Liegenschaften austauschen ließ, als ob der VfR Heerscharen von Hooligans beherbergen würde – die Stimmung verdarb es indes niemanden und mit der hauptamtlichen Kreisbeigeordneten Stephanie Becker-Bösch samt Gatten waren auch zwei Vollblutpolitiker mit im Saal und bei bester Laune.
Um es nochmals zu betonen: Das über Jahrzehnte erfolgreich familiär geprägte Fußballer-Wintervergnügen will ja keine rein traditionelle Fremdensitzung mehr sein, sondern ein zuweilen verrücktes Spektakel im karnevalistischen Gewand. Disc-Jockey Thorsten Löhwing begleitete musikalisch durch das Programm, ließ das Auditorium tüchtig schunkeln und sorgte nach dem Finale für eine prall gefüllte Tanzfläche und Partyspaß pur im heimelig anmutenden Saal wo auch die urige Bar „mitten beim Volk“ ihren Platz hatte.
Im zweiten Jahr als wortgewandter, souveräner VfR-Sitzungspräsident hatte sich Bernd Hoffmeister wie sein neuer Siebenerrat als Superstars verkleidet von Elvis bis Heino – immer wieder nrue, geniale Ideen bei den Fußballern.
Die Gesangstruppe „Don Kanaken“ eröffnete den Bühnenreigen mit dem VfR-Lied und schon war Stimmung im Saal – das Narrenschiff nahm Fahrt auf.
Die allerkleinsten Aktiven sind die „Tanzmäuse“ und die kamen in diesem Jahr ganz im Sinne des Dschungelbuchs auf die Bühne. Ob Tiger, Leopard oder gar die legendäre Elefanten-patrouille – ein riesiger Spaß zum Motto „I like to move it“ in feinen Kostümen für die große Rasselbande und natürlich für das Publikum. Eine tolle Idee, die frenetisch gefeiert wurde, was auch die beiden geduldigen Trainerinnen Oxana Kühnen und Ingrid Waschkowitz sichtlich freute.
Ein ganz anderes Kaliber kam mit der Leihgesterner Alte Herren Fußball-Tanzabteilung auf die Bühnenbretter. Bajuwarisch angehaucht mit Lederhosen und in sexy blau-weiß karierten Hot Pants gab es Schuhplattler und mehr zu sehen von den Herren – die Narrenschar hatte ihren Spaß mit dem von Simone Riedel einstudierten Spektakel.
Als VfR-Duo „Tipp & Tapp“ resümierten die Vereinsgranden Stephan Mulch und Matthias Hesse mit musikalischer Begleitung am Flügel durch Nico Goller in gereimten Versen über die Skandale der FIFA (…der neue Präsident ist genauso korrupt wie Blatter) und mit der künftig hirnlos aufgeblasenen WM (…wir freuen uns auf die Vorrund mit Deutschland gegen Dorf Güll). Aber auch der Butzbacher Skandal um die immer noch unfertige Bahn-Lärm-schutzwand war Thema wie das gescheiterte Bahnhofs-Arkadenprojekt, wo man auf den Abbruchgeländen jetzt Kriegsfilme drehen will. Der übereilte Kauf des Lidl-Marktes und das neue Objekt „Umbau Bahnhofsgebäude“ mit geschätzt zehn Jahren Dauerbaustelle waren Thema kritischer Betrachtung. Das mit Donald Trump die USA unregierbar geworden sind und der Brexit den Vorteil hat, das wir nun wirklich keinen Linksverkehr mehr bekommen,
ging auf das Konto der Weltpolitik.
Ein Satz neue „WM 74-Trikots“ für das Duo in 2018, irgendwann den erhofften Butzbacher Kunstrasen-Sportplatz und von den Texten bitte künftig mehr davon vom Ghostwriter.
Der Nachwuchs im Gardetanz bei seiner Premiere im VfR untypischen blau-weiß stürzte sich voll in seinen flotten Auftritt nach all den hehren Worten – klasse, mit welcher Konzentration sich die Mädchen da einbrachten – auch wenn das mit der Synchronität der Schritte mal nicht so klappte. Applaus und Anerkennung für die muntere Truppe von Oxana Kühnern und Ingrid Waschkowitz.
Markus Klopsch und Christine Mulch als Komödianten – das war prima und jede Überlegung wert, was da zum Thema Kommunikation in der modernern Familie geboten wurde.
Wenn die Eltern einen eigenen Videokanal einrichten, um mit ihren vom Smartphone abhängigen Kids in Verbindung zu treten – lustig auf der Bühne anzusehen und zum Nachdenken geeignet was das wirkliche Leben angeht.
Martialisch in militärischen Tarnhosen die VfR-Showtanzformation „Revolution“, die fetzig und rockig mit „Captain Jack“ die Bühne mit viel Leben erfüllten. Das war gut von den 14 jungen Damen mit ihrer Trainerin Julia Waschkowitz in Szene gesetzt – Lohn für monatelangen Trainingsfleiß.
Der zweite, große Auftritt der seit 39 Jahren etablierten VfR-Männergesangsgruppe „Don Kanaken“ am Abend mit einem Potpuorrie bekannter Karnevalsschlager im Wandel der Zeit – immer ein Höhepunkt und stets mit neuen Ideen, wie man bekannte Hits mit neuen Texten faschingsgerecht veredeln kann. Sie brauchen nur wenige Akkorde und schon feiert das Publikum auf Teufel komm raus. Toll, was „Teamchef“ Thomas Schubbert, Gitarrist Paul Sonntag, Matthias Hesse, Maik Hümmer, Michael und Oliver Waschkowitz da einmal mehr stimmungsvoll ablieferten inklusive einem Hauch lokaler Ode an das schöne Butzbach, wo man bekanntlich den Knast lassen soll, der zur Stadt gehört wie der „Pütz“ nach Köln – Fröhlichkeit mit Gesang pur.
Die VfR-Garde in klassischen schwarz-weißen Kostümen setzte erneut hohe Maßstäbe mit ihrem umjubelten Auftritt der Extraklasse – der VfR kann auch so richtig Vollblutkarneval. Eine tolle Leistung, spritzig und mitreißend – ein absolut großartiger Erfolg für die feschen jungen Damen mit ihrer Trainerin Julia Waschkowitz.
Als „Blechbüchsen-Armee“ aus der berühmten „Augsburger Puppenkiste“ zogen sie in den Saal ein, doch auf der Bühne blieben dann nur noch die Bermuda-Jeans übrig – heiß genug war es ja. Viel nackte Haut und ihre fast Adonis haft durchtrainierten Körper zeigten die Herren der Schöpfung und da war es Nebensache, dass die Tanzschritte eher a synchron aber dafür mit viel Einsatz gezeigt wurden. Gute Laune mit den durstigen Blechbüchsen auf großer Fahrt mit dem VfR-Narrenschiff samt Trainerin Christine Mulch.
„Erich & Erika – Telefon-Sex und mehr…!“ alias Christine Mulch und Markus Klopsch, wie weit der finanziell abgehängte Rentner heute im Zweitjob zu gehen vermag, war Thema des Sketches. Man muss sich halt was einfallen lassen, wenn das Geld vor dem Monatsende bereits zur Neige geht – humoristische Persiflage auf ein alltägliches Lebensproblem. Perfekt und narrensicher auf den Punkt gebracht vom VfR Comedy-Duo.
Die neue VfR-Gruppe „Mentally III.“ zeigte sich fast schon feenhaft in ihren weißen Ballettkleidern. Den eisigen Seen entkommen, tanzten sie ich als hübsche, dezent irre Gespenster in die Herzen der Zuschauer – eine furiose Showeinlage der besonderen optischen Art. Das gefiel, was die zehn jungen Damen hier mit Julia Waschkowitz einstudiert hatten – viel Beifall für neue Ideen gab es dann verdientermaßen auch.
Tanz im Stile eines Fred Astaire und das im feinen Outfit gsb es vom VfR-Männerballett, dass sich zwar „Rasenballett“ nannte, dann aber doch die Damen im Saal als „Rosen-kavaliere“ mit Charme und hervorragender, wohlgesetzter Choreografie entzückte.
Unter Leitung von Christine Mulch, Julia und Ingrid Waschkowitz eine perfekte Inszenierung „Nur die Liebe zählt…“ im Beifall der Narrhallesen mit stehenden Ovationen
Im großen Playback-Showblock gaben sich unter anderm ein Stelldichein die Village People (YMCA), Wolfgang Petry und Trude Herr mit ihren Hits wie auch die Oldies „Survin USA“ und weitere Ohrwürmer Schlag auf Schlag beste Mimik, schöne Kostüme und Requisiten und tolle Musik – eine furiose Überleitung zum großen Finale mit allen Aktiven des Abends.
Der Dank des Sitzungspräsidenten gehörte allen Mitwirkenden vor, auf und hinter der Bühne und der Sektbarbesetzung, . Bevor es in eine lange Nacht ging versicherte Bernd Hoffmeister den Gästen: Nächstes Jahr sind wir wieder da in der „Alten Turnhalle“ mit einem neuen VfR-Faschingsvergnügen 2018. —hwp—